Vereins Historie
- 1871:
Gründung des TV Hohenlimburg 1871 im Zuge der Turnerbewegung nach dem deutsch-französischen Krieg. - 1921:
Frauen und Mädchen werden in den Turnbetrieb aufgenommen. - 1934:
Gründung einer eigenen Gymnastikabteilung. - 1945:
Schwere Jahre durch Kriegsfolgen, aber Fortbestand der Turnidee. - 1948:
Erweiterung um eine Leichtathletikabteilung. - 1953:
Gründung der Basketballabteilung. - 1962:
Einweihung der vereinseigenen Halle an der Jahnstraße. - 1965:
Gründung der Judoabteilung. - 1981:
Entstehung der Jiu-Jitsu-Abteilung. - 1989:
Verleihung der Sportplakette des Bundespräsidenten.
Der TV Hohenlimburg 1871 ist ein Verein, der in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte manch innere Wandlung erfahren hat, der das Auf und Ab der politischen Ereignisse eines ganzen Jahrhunderts am eigenen Leib hat erfahren müssen, der häufig genug aus dem scheinbaren Stillstand neu zu erstehen vermochte und damit selbst ein Stück Geschichte geschrieben hat.
Der deutsch-französische Krieg war mit dem Frieden zu Frankfurt/M. beendet und auf Initiative Bismarcks das Zweite Deutsche Kaiserreich unter Wilhelm I gegründet worden, als sich am 06. Juni 1871 eine Handvoll Interessierter im ehemaligen „Bürgerhof“ einfand. Die Gründer des T.V. Limburg konnten nicht ahnen, daß dies der Beginn einer nicht mehr aufzuhaltenden Turnerbewegung in ihrer Stadt werden sollte, daß sie hiermit eine Entwicklung auslösten, die Generationen von Turnern und andere Sportlern Kraft, Bestätigung, neuen Lebensmut, aber vor allem neue Freunde und eine Heimstatt schaffte.
Die Skepsis war berechtigt, waren doch andere Versuche zuvor gescheitert.
Es war, der Zeit entsprechend, zunächst ein reiner Männerverein, der sich in das kulturelle Bild der Stadt einzufügen versuchte. Kaum glaubhaft, daß es 50 Jahre dauern sollte, bis am 15. September 1921 endlich auch die Frauen und Mädchen Einzug in den Turnbetrieb hielten.
Abgesehen von dieser längst überkommenen Vorstellung von der weiblichen Tugend und der mangelnden Ästhetik war und ist der Verein jedoch von großer Mobilität gekennzeichnet.
Die Mobilität war auch vonnöten, denn vor allem in seinen Anfangsjahren war der Verein gezwungen, in unregelmäßigen Zeitabständen immer wieder seine Übungsstätte zu wechseln. Dem Besucher der Halle an der geschichtsträchtigen Jahnstraße wird man nur schwerlich den Eindruck vermitteln können, den viele der älteren Turnen in der „Grambinushalle“, bei „Holtschmidt“, bei „Klein“ oder später in der Halle am Bahnhof gewannen. Heimisch geworden ist der TV 1871 eigentlich erst 1962. In diesem Jahr wurde die vereinseigene Halle an der Jahnstraße ihrer Bestimmung übergeben und 18 Jahre später durch einen Anbau erweitert. Seit 1985 ist der Turnverein auch im Besitz des dazugehörigen Grundstücks. Daß die Straße den Namen Friedrich Ludwig Jahns trägt, ist eine glückliche Fügung des Schicksals. Sie ist uns aber gleichsam eine Verpflichtung.
Der Begriff „Turnverein“ ist längst überholt. Mit diesem Wort verbinden viel von uns noch die Figur des Turnvaters, preußische Disziplin, Schulung der Kraft und der Präzision, Werte und Tugenden, die das ausgehende 19. Jahrhundert kennzeichneten. Den allgemeinen Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechend hat sich das Repertoir der Sportarten verändert und vergrößert. Mit der bereits erwähnten Einbeziehung der Frauen gewann die Gymnastik an Bedeutung, was dann bereits im Jahre 1934 zur Gründung einer eigenen Abteilung führte.
Die Jahre bis 1945 gehörten, wie in allen anderen Vereinen auch, zu den schwersten innerhalb der Vereinsgeschichte. Die Einstellung des Übungsbetriebs wog dabei nur halb so schwer wie der schmerzliche Verlust vieler Turnkameraden und Freunde. Wenn sich die Idee des Turnens und des Sports dennoch durchsetzen, so spricht dies für die Kraft und Beständigkeit, die dieser Bewegung zugrunde liegt.
Bereits 1948 wurde der Verein um eine Leichtathletikabteilung erweitert, dem sich 1953 die Basketballabteilung anschloß. In den 60-er und 70-er Jahren nahm die sportliche Entwicklung eine überraschende Wende durch die wachsende Bedeutung der Kampfsportarten. Die Judoabteilung, 1965 gegründet, ist ein Beispiel für das unvermindert große Interesse an Selbstverteidigung. Dieser Erscheinung trägt auch die 1981 entstandene Jiu-Jitsu-Abteilung Rechnung.
Im gleichen Maße wie die gerade genannten Sportarten an Bedeutung gewannen, hat die Turnabteilung, einst Aushängeschild des Vereins, erfahren müssen, welch steinigen Weg die Turnbewegung nicht nur in unserer Stadt geht. Das Geräteturnen ist durch das Aufkommen neuer, sogenannter Freizeitbetätigungen aus dem Kreis der bewährten Sportarten verdrängt worden und muß neue Wege suchen, um aus diesem Abseits wieder herauszukommen. Es besteht kein Zweifel, daß ihr dies auch gelingen wird.
Die Leichtathletikabteilung hat hingegen leider ihren Betrieb einstellen müssen. Genau wie in der früher einmal kurz existierenden Fechtabteilung hat sie erkennen müssen, wie notwendig das Engagement einer Reihe von Übungsleitern ist.
Die sich ständig verändernden gesellschaftlichen Interessen der Bevölkerung lassen jedoch die Annahme zu, daß sich auch im TV 1871 die Landschaft der Sportarten verändern wird, daß das Angebot sich erweitert und der Verein damit vielseitigeres und zeitgemäßeres Aussehen erhält. Gedacht ist hier vor allem an eine Intensivierung im Jugendbereich, die auch vor veränderten Strukturen nicht haltmachen darf, an eine feste Etablierung des Seniorensports, der immer noch vernachlässigt wird obwohl er doch die demnächst größte Bevölkerungsgruppe umfaßt sowie an eine stärkere Integration ausländischer Mitbürger als Zeichen unserer europäischen, multikulturellen Gesinnung.
Lohn für die steten Bemühungen des Vereins im sozialen und sportlichen Bereich war die Verleihung der Sportplakette des Bundespräsidenten im Jahre 1989, “ In Anerkennung für die in langjährigem Wirken erworbenen besonderen Verdienste um die Pflege und Entwicklung des Sports“. Eine Auszeichnung, die den Verein zu recht stolz macht und ihn gleichzeitig verpflichtet, sich weiterhin der körperlichen und damit auch gesellschaftlichen Ausbildung junger Menschen zu widmen.
Viel Personen haben den Verein im Laufe der mehr als 100 Jahre geprägt. Sie haben dem Verein über die Anfangsschwierigkeiten hinweggeholfen, haben nach zwei verheerenden Kriegen mit schmerzlichen Verlusten aus dem Nichts heraus neu begonnen und den Verein über die Grenzen der Stadt hinaus bis in die französische Partnerstadt Lievin bekannt gemacht und ihm Ansehen verliehen. Dies gilt in den Anfangsjahren vor allem für Wilhelm Mesewinkel, für die zweite Hälfte des Jahrhunderts für Klaus Haver, der 27 Jahre die Geschicke des Vereins geleitet hat und seinen Weg bestimmt hat.
Der TV 1871 ist jedoch nicht ein Verein von individuellem Persönlichkeiten; er ist ein Verein, in dem die Gemeinschaft und die Freundschaft untereinander die dominierende Rolle spielen. Die vielen gemeinsamen Veranstaltungen zeigen, daß die Freude das sportliche Tun bestimmt. Nicht die Leistung formt die Persönlichkeit, sondern die Fähigkeit zum Miteinander. Dies muß unser Ziel bleiben, einer Zukunft, die am leichtesten vorherzusagen ist, wenn man sie selbst gestaltet.