Fast jeder kennt im Zusammenhang mit den Kampfsportarten Taek-won-do, Judo oder Karate.

Im allgemeinen weniger bekannt ist Jiu Jitsu. Dabei ist die aus Japan stammende Kampfkunst mit eine der ältesten.

Sie wurde ursprünglich von den Samurai ausgeübt, um sich nach Verlust der Hauptwaffen waffenlos oder mit den Zweitwaffen selbst verteidigen zu können.

Ein Mythos, der sich um die Entstehung des Jiu Jitsus rankt, besagt, dass sich ein japanischer Arzt auf Studienreise nach China begab. Während dieser Reise bekam er in einigen Klöstern Unterricht im Nahkampf. Doch er merkte, dass man für die Techniken relativ viel Kraft besitzen musste. Zu Hause war es die Beobachtung eines Naturereignisses, dass ihn später dazu verleiten sollte, die erste Jiu Jitsu Schule zu gründen. Bei einem Sturm sah er, dass die schwerfälligen Eichen dem starken Wind nicht gewachsen waren und unter dessen Gewalt zu Boden gingen. Die kleinen, zierlichen Weiden hatten jedoch leichtes Spiel. Weil sie nachgaben, sich geschmeidig jeder Windböe anpassten und gleich darauf sofort wieder ihren ursprünglichen Platz einnahmen, hielten sie dem Sturm stand. Daher nannte der Arzt seine Schule auch Yoshin-Ryu, was Weidenschule bedeutet. Dieses Prinzip, nach dem die Weiden sich bewegten, ist nun das Grundprinzip des Jiu Jitsus: Siegen durch Nachgeben.

Das Beispiel der Weiden verdeutlich, dass bei diesem Prinzip keinesfalls Kraft gegen Kraft gewandt wird. Mögliche Angriffe können aus verschiedenen Distanzen und Lagen kommen; der Angreifer kann be – oder unbewaffnet sein. Die Kraft des gegnerischen Angriffs wird ausgenutzt und dann gegen den Gegner selbst gewendet. Das Ziel beim Jiu Jitsu ist es, den Gegner unschädlich zu machen. Handelt man also folglich nach dem Prinzip: Siegen durch Nachgeben, so weicht man dem Angriff aus, wendet die Kraft des Gegeners mit einer Technik gegen ihn und bringt ihn unter Kontrolle. Die Technik zur Abwehr können Ausweichen, Hebel,Tritte oder Schläge sein, aber auch Würfe oder Würgen. Tritte und Schläge gehören zu der sogenannten Grundschule, Kihon. Doch auch die Art und Weise des richtigen Fallens, Abschlagens und Abrollens, die Fallschule, ist bei einer sicheren Selbstverteidigung sehr wichtig.

All dies wird im Training geübt. Das Jiu Jitsu fordert somit den ganzen Körper. Koordination, Körperkontrolle und Gelenkigkeit werden gleichsam geschult wie auch die Fitness und Ausdauer.

Ausgeübt werden kann Jiu Jitsu von fast jedem egal ob alt oder jung, klein oder groß, stark oder weniger stark. Jeder trainiert mit jedem und jeder lernt somit auch von jedem. Wobei sich das natürlich nicht wesentlich auf das Lehren der Techniken bezieht, was den Lehrern obliegt. Trainiert wird auf der Matte, die alle zusammen aufbauen, in der Trainings- bzw. Übungshalle (Dojo). Während des Trainings trägt man den Gi, einen robusten Baumwollanzug in weiß oder schwarz. Zusammengehalten wird dieser mit dem entsprechenden Gürtel. Auf der Matte trainiert man barfuß.

Es gibt Gürtelgrade. Diese unterteilt man in Schülergrade (Kyu) und Meistergrade (Dan). Die Schülergrade beginnen beim Weißgurt ( 9. bzw. 6 Kyu ), den man von Anfang an besitzt, bis zum Braungurt mit drei Streifen ( 1. Kyu ). Mit dem Schwarzgurt beginnen dann die Meistergrade, ab den ersten Dan aufwärts. Um eine neue Graduierung zu erreichen muss man eine Prüfung vor Lehrern, die Meistergrade tragen, ablegen. Entsprechend der anvisierten Graduierung muss man bei der Prüfung zeigen, dass man Abwehrtechniken, Würfe, die Kihon und die Fallschule sowie auch theoretische Aspekte beherrscht. Wer einen Gürtel trägt muss alles auch jederzeit abrufen können, darum muss man regelmäßig üben.

Jiu Jitsu ist eine Kampfkunst. Budo, was so viel wie : Der Weg des Kriegers bedeutet, ist die allgemeine Bezeichnung für alle Kampfkünste, die neben den reinen Kampfestechniken an sich auch eine Philosophie in sich vereinen. Das Jiu Jitsu bezieht sich also nicht nur auf die reinen Techniken, sondern verfolgt auch eine “ innere Lehre“. So ist die Bedeutung des Weges für den Jiuka genau so elementar, wie die jedes einzelnen Schrittes auf diesem Weg.

Zum Jiu Jitsu gehört auch die Etikette. Dazu gehören z.B. Pünktlichkeit beim Training, Konzentration und Ausdauer beim Üben, der gegenseitige Respekt und Höflichkeit. Diese äußern sich besonders dadurch, dass man sich vor und nach einer Übung vor seinem Trainingspartner verbeugt. Oder auch das gemeinsame An- Und Abgrüßen am Anfang und Ende des Trainings. Beim Training sollte man sich auch von überflüssigen Gedanken befreien. Dieses passiert zum wesentlichen Teil bei der Meditationsphase während des An- und Abgrüßens.

Autoren: F. Witte/C. Ahuis